Das Swytch-Prinzip
Ähnlich wie das einst gefeierte Copenhagen Wheel setzt auch Swytch auf den vollständigen Austausch des Rads, in diesem Fall jedoch des Vorderrads. Es stehen insgesamt 13 verschiedene Größen zur Auswahl, von den winzigen 16 Zoll, die häufig bei Falträdern vorkommen, bis hin zu 29 Zoll. Daher ist es bei der Bestellung entscheidend, neben Angaben zum Fahrradtyp auch die Felgengröße anzugeben. Zusätzliche Informationen wie die Art der Bremsen sind ebenfalls erforderlich.
Das Grundprinzip von Swytch funktioniert grundsätzlich sowohl mit Felgenbremsen als auch mit Scheibenbremsen. In unserem Fall hatte unser altes Damenrad vorne eine Felgenbremse und hinten einen klassischen Rücktritt. Da der Motor im Vorderrad eingebaut ist, wird dieses einfach komplett ausgetauscht. Danach müssen noch Verkabelungen vorgenommen und der Akku am Lenker angebracht werden – und theoretisch könnte es losgehen. In der Praxis gestaltet sich der Umbau jedoch etwas anspruchsvoller.
Der Umbauvorgang
Das Swytch-Paket enthält sämtliche benötigten Bauteile, jedoch kein Werkzeug. Um den Umbau durchzuführen, werden Werkzeuge wie Inbusschlüssel, Reifenheber, Schere, Fahrradpumpe, Maulschlüssel und Maßband benötigt, die bereits vorhanden sein müssen. Es wäre wünschenswert gewesen, zumindest die passenden Inbus- und Maulschlüssel im Lieferumfang zu haben.
Auf der Innenseite der Verpackung befindet sich ein QR-Code, der zu einem Installationsvideo führt, dem wir folgen können. Außerdem liegt eine gedruckte Anleitung bei. Für diejenigen, die beim Umbau Unterstützung benötigen, bietet das Unternehmen auch kostenlose 1:1-Videogespräche mit Experten an.
Der erste Schritt beinhaltet den Austausch des kompletten Vorderrads. Da Swytch lediglich das Rad mit Motor liefert und nicht den Reifen oder den Schlauch, müssen diese zuerst vom Originalrad entfernt und auf das neue Rad aufgezogen werden. Da unser Fahrrad Felgenbremsen hat, konnten wir uns die Demontage der Bremsscheibe sparen. Nach dem Radwechsel mussten wir die Felgenbremse leicht nachjustieren, um ein Schleifen zu verhindern. Anschließend haben wir den Tretsensor angebracht.
Der Tretsensor besteht aus mehreren Komponenten. Wir mussten zwei magnetische Scheibenteile um das Tretlager positionieren, die magnetisch aneinander haften. Kleine Magneten, die in diesen Scheibenhälften integriert sind, übermitteln dem Sensor, der sich im exakten Abstand gegenüber befindet, Informationen über die Geschwindigkeit unserer Tretbewegungen. Die korrekte Positionierung dieser Bauteile ist entscheidend und wird durch das Aufleuchten einer LED bei jeder Umdrehung angezeigt. Danach erfolgt das Anbringen der Akkueinheit, des Displays und das Verkabeln. Alle erforderlichen Schritte können im oben eingebundenen Video eingesehen werden.
Swytch behauptet, dass auch handwerklich ungeschickte Personen den Umbau von einem Fahrrad zu einem E-Bike bewältigen können. Das stimmt. In unserem Fall dauerte der Umbau insgesamt – mit Pausen – etwa drei Stunden, da wir einige Anpassungen wie die Bremse vornehmen mussten. Dennoch konnten wir feststellen, dass die DIY-Umstellung mit Hilfe der Anleitung und des Videos von den meisten Menschen selbst durchgeführt werden kann, was als positiv anzusehen ist.
Die erste Testfahrt: Plötzlicher Rückenwind
Nach einem Druck auf das schlanke, beleuchtete Digitaldisplay erwacht das nun elektrifizierte Fahrrad zum Leben. Natürlich haben wir sofort die fünfte und höchste Unterstützungsstufe des Motors gewählt und in die Pedale getreten.
Das Swytch-Kit enthält alles, um ein Fahrrad in ein E-Bike zu verwandeln, jedoch fehlt ein Drehmomentsensor. Dies fällt uns in den ersten Metern auf. Es gibt eine kurze Verzögerung, bis die Unterstützung des Vorderradmotors spürbar wird. Sobald sie einsetzt, erfolgt die Unterstützung gleichmäßig und konstant. Plötzlich fühlt es sich an, als hätten wir kräftigen Rückenwind auf unserem alten Fahrrad!
Wie bei E-Bikes mit Vorderradmotor üblich, haben wir eher das Gefühl, gezogen als geschoben zu werden. Dennoch kam sofort Fahrspaß auf, der natürlich stark von der Wahl des Basisfahrrads für den Umbau abhängt.
Wir haben die verschiedenen Unterstützungsstufen über das Display ausprobiert und festgestellt, dass es spürbare Veränderungen gibt. Es gibt auch einen Schiebemodus, bei dem der Motor ohne Tretbewegungen minimal unterstützt und bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 4 km/h aktiv bleibt. Dies erleichtert das Schieben des Fahrrads zum Beispiel bergauf oder das Manövrieren mit einem vollen Einkaufskorb.
Beim ersten Bremsen fällt erneut der fehlende Drehmomentsensor auf. Der Motor bleibt nach dem Aufhören des Tretens für kurze Zeit aktiv und schiebt das Fahrrad weiter nach vorne. Dies ist etwas, das wir auch bei anderen E-Bike-Tests erlebt haben, insbesondere bei preisgünstigeren Modellen mit Vorderrad-Antrieb. Es erfordert jedoch eine gewisse Gewöhnung, besonders für E-Bike-Neulinge.
Steigungen sind eine Herausforderung
Trotz des Umbaus zeigt unser etwas in die Jahre gekommenes Damenrad keine wesentlichen Unterschiede in den Fahreigenschaften. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir mit einem spürbaren Zusatzgewicht unterwegs sind (der Akku wiegt 740 Gramm und der Motor mit Anbauteilen insgesamt etwa 2 Kilogramm). Auch nach Erreichen der Höchstgeschwindigkeit der Unterstützung konnten wir problemlos weiter radeln, ohne spürbaren Widerstand zu verspüren.
Da unser Fahrrad jedoch keine Gangschaltung hat, sind Steigungen oder echte Berge für den Umbau eine Herausforderung. Hier bleibt im Zweifelsfall nur das Absteigen und Schieben. Das Swytch-Kit ist ohnehin hauptsächlich für den städtischen Einsatz gedacht.
Akkureichweite: Max oder Air?
Dies hängt auch mit der eher begrenzten Akkureichweite zusammen. Das Swytch-Kit ist in zwei verschiedenen Grundvarianten erhältlich, die sich hauptsächlich in der Akkukapazität unterscheiden. In unserem Testpaket war der kleinere „Air“-Akku enthalten. Die 90 Wattstunden sollen laut Hersteller für eine typische Reichweite von 15 Kilometern ausreichen. Der größere „Max“-Akku, der 1.100 Gramm wiegt, soll bis zu 30 Kilometer liefern.
Wir konnten die versprochenen 15 Kilometer unterstützte Reichweite im Alltag erreichen. Danach war es Zeit zum Aufladen. Leider muss dazu immer das mitgelieferte, 330 Gramm schwere Original-Netzteil verwendet werden. Wenn Sie täglich zur Arbeit pendeln, ist es ratsam, dort ein zweites Ladegerät zu haben.
Wir hätten es bevorzugt, den Akku über einen USB-C-Anschluss aufladen zu können. Außerdem muss der Akku immer vom Rad entfernt werden, wenn es abgestellt wird, da er leicht gestohlen werden kann und es keine Möglichkeit gibt, ihn zu sichern. Auf der positiven Seite kann der kleine Akku theoretisch im Handgepäck bei Flugreisen transportiert werden.
Swytch Kit 3 kaufen: Preis und Verfügbarkeit
Für diejenigen, die auf ein Schnäppchen gehofft haben, gibt es eine Enttäuschung. Das von uns getestete Swytch-System hat einen regulären Preis von 1.199 Euro. Für die Max-Version werden sogar 1.599 Euro verlangt. Ein Aufpreis von 400 Euro für die doppelte Akkukapazität? Das wäre selbst für Apple beachtlich!
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